Aus Märkische Oderzeitung, 19.07.2018, Lisa Mahlke
Slubice (MOZ) Auf dem Bazar in Slubice wird zwar darauf hingewiesen, dass der Handel mit Hunden verboten ist. Doch Verkäufer bieten immer wieder neben dem Markt Welpen an. Der Tierschutzverein Animal Aid aus Beerfelde kämpft dagegen an – nicht immer mit Happy End.
Ein süßer, treuer Hundeblick, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes – auf den Fotos des Tierschutzvereins Animal Aid aus Beerfelde scheinen diese Blicke zu sagen: „Bitte gib mir ein neues Zuhause.“ Genau da liegt das Problem. Die Fotos wurden neben dem Bazar, dem „großen Markt“, in Slubice gemacht. An dessen Eingang hängt ein Schild, das den Kauf und Verkauf von Hunden verbietet. Auch durch Lautsprecher wird immer wieder darauf hingewiesen. Trotzdem stehen die Händler Woche um Woche an der Straße, die am Bazar entlangführt, und bieten Welpen an.
„Es ist sogar schlimmer als früher“, erzählt Dieter Wolf, Animal Aid-Vorsitzender. Seit anderthalb Jahren versuchen er und die anderen Vereinsmitglieder, den Welpenmarkt in Slubice zu stoppen. Das Problem: Die Hunde sind zu jung, ihre Herkunft ist unbekannt, sie haben keine oder gefälschte Papiere, es gibt keine Kaufverträge und sie sind oft krank, weil sie weder entwurmt noch geimpft sind und oft Inzucht herrscht.
Ein trauriges Beispiel dafür sind drei Welpen, deren Kauf der Tierschutzverein vor knapp drei Wochen beobachtete. Die Tiere waren etwa sechs Wochen alt, obwohl sie erst mit zehn Wochen von der Mutter getrennt und ab 15 Wochen nach Deutschland eingeführt werden dürfen, wie Dieter Wolf erklärt. In einem Gespräch mit den Käufern habe sich herausgestellt, dass diese nur 120 Euro für die drei Hunde gezahlt hätten, sie – wie jede Woche – nach Berlin bringen und dort weiterverkaufen wollten. Wolf verständigte die Bundespolizei, die die beiden Männer in Frankfurt im RE1 kontrollierte. Die Hunde hatten sie in einer geschlossenen Sporttasche dabei. „Die Chance ist 50 zu 50, dass der Hund das überlebt“, erklärt Wolf. „Wir machen uns zwar nicht beliebt, aber wir wollen den Tieren helfen.“
Der Tierschutzverein, den es seit März 2017 gibt und der vor allem verletzte Tiere rettet, kooperiert mit Organisationen wie den Tierschutzvereinen in Fürstenwalde und nahe Warschau und der Tierpension Egerer in Frankfurt, wohin die Welpen letztlich kamen. Zwei von ihnen mussten aber wegen einer Darmerkrankung eingeschläfert werden.
Gegen die beiden Käufer wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz eingeleitet, wie die Polizei mitteilte. In Fällen wie diesem gibt es eine ganze Reihe von Zuständigkeiten: Für die Kontrolle der Einfuhr von Tieren ist die Bundeszollverwaltung zuständig. Sind solche Tiere dann in einem Tierheim, müssen sie vom Amtstierarzt untersucht werden. Die Staatsanwaltschaft gibt das Verfahren weiter an die für den Wohnort des Käufers zuständige Bußgeldstelle.
Dieter Wolf habe mehrfach auch in Slubice versucht, Anzeige zu erstatten, die aber nicht aufgenommen wurden. Auch mit der Leitung des Bazars habe er Gespräche führen wollen, was abgelehnt wurde. „Das ist die reinste Mafia“, spitzt er die Situation zu. Mindestens 20 Menschen seien auf dem Markt beteiligt. Seinen Beobachtungen nach warnen die Parkplatzwärter die Hundehändler, wenn die Polizei kommt. „Bei einigen rennen sie weg, bei anderen nicht.“ Doch auch der Verein habe seine Methoden: Der ehemalige Wirtschafts- und Privatdetektiv leitet die Einsätze, die Mitglieder kommunizieren per Funk. Ein eigener Frequenzbereich wurde „zur Nutzung durch die Allgemeinheit für die Ortung von Tieren zugeteilt“, wie die Bundesnetzagentur auf Anfrage mitteilte.
Als sich an einem anderen Wochenende Vereinsmitglieder auf dem Bazar als Interessenten ausgaben, wurde neben angeblichen Labrador- und Mopswelpen ein Staffordshire Terrier angeboten. „Das sind Listenhunde, die man gar nicht nach Brandenburg einführen darf“, erklärt Wolf. Viele der Hunde hatten einen harten Bauch – ein Indiz für Würmer – und Flöhe, saßen bei Hitze ohne Wasser in engen Körbchen. Er ist überzeugt, dass die Tiere ruhig gestellt werden.
Der Verein der Bazar-Verkäufer antwortete auf MOZ-Nachfrage, dass die Hunde „im Umfeld des Bazars sind, und das ist nicht unser Bereich, das ist der Bereich der Stadt“. Man könne also lediglich die Stadt benachrichtigen. Vonseiten der Słubicer Stadtverwaltung heißt es dazu, dass die Stadtpolizei wie es nur möglich ist in der Nähe des Bazars patrouilliere, „um den Handel mit Hunden zu verhindern“, wie Pressesprecherin Beata Bielecka mitteilte. Der Kommandant der Stadtpolizei, Wiesław Zackiewicz, habe darauf verwiesen, „dass es dazu am häufigsten auf dem Parkplatz kommt, den der Verein der Kaufleute verwaltet.“
Dieter Wolf versteht nicht, warum die Polizei keine Razzien durchführt. Er sieht auch die Käufer in der Pflicht. „Ohne sie würde es den Handel gar nicht geben“, sagt er. Diesen Tipp hat auch das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt Frankfurt. Dort heißt es, wegen fehlender Zuständigkeit sei für sie das Einschreiten auf dem Bazar unmöglich. Auch „unvorbereitete Aktionen, die nicht in Deutschland stattfinden“, lehne das Amt ab. Aber: „Das Geschäft mit dem Tierleid findet nur ein Ende, wenn keiner mehr die Schnäppchen-Welpen kauft.“